Der Betriebsleiter (Sketch für die Weihnachtsfeier 1993)
A Kurt R. Schallau
B JCB
A Entschuldigen Sie bitte, dass ich da so hereinplatze, aber ich muß Ihnen da was erzählen. Haben Sie ein bisserl Zeit?
Sie, ich arbeite da jetzt in einem Unternehmen – phantastisch kann ich da nur sagen – echtes HighTech wird da produziert. Voller Geheimnisse ist das Haus kann ich Ihnen da nur sagen. Schon wann man reinkommt ins Haus, toll kann ich Ihnen sagen, alles Marmor und eine wahre Orgie von Licht.
Und der Empfang, nein was soll ich sagen, freundlich die Dame, immer einen Scherz auf der Lippe und das glockenhelle Lachen, ein wahrer Genuss.
Na und erst der Chef ……….
Der Aufzug – Sie, der nackte Wahnsinn – man fährt und fährt und nach 10 oder 5 Minuten steigen Sie aus, lesen Sie 2. Stock, das pure Understatement. Weil nach der Fahrzeit müßten das ja mindestens, na genau…
B Sagen sie, Wie heißt das Unternehmen und wem gehört es?
A Sie da tappe ich noch selber im Dunkeln.
Weil, mir sind nämlich ein internationales Unternehmen, so mit Holding und weltumspannend, wann Sie verstehen was ich meine.
B Nein, nur den Namen will ich wissen.
A Sie mir haben furchtbar viele. Einmal heissen wir so, dann wieder so.
B Warum?
A Ist doch klar, mir machen uns selber Konkurrenz.
B Was produzieren sie denn da so?
A Ah, Sie des ist sehr geheimnissvoll, ich weiß nicht ob ich da was sagen soll oder darf. Wir machen da so kleine Blechnapferln – so große cirka – und füllen die dann mit Gas.
B mit Erdgas?
A Nein, die einen Napferln mit Kohlensäure. Des sieht man sogar fallweise, denn wann Sie eine leere nehmen und auf ein Tischtuch so ausschütteln, dann wird es ganz schwarz. Des kommt von die Kohlen in der Säure, ah Blödsinn, in dem Gas. Ja und die anderen Napferln werden mit Distickstoffoxidöl gefüllt. Das Öl kann man auch gelegentlich sehen.
B So, so
A Sie, haben Sie schon einmal in eine Konditorei hineingeschaut und die Leute dort beobachtet? Die sitzen da beim Kaffee mit Schlag oder bei einer Sachertorte mit Schlag und denen geht die Goschen und die sein alle irrsinnig lustig, haben Sie mich?
So helfen wir als High Tech Betrieb der Menschheit, damit alles in der Welt ein bisserl rosiger wird. Sie, ich bin zwar jetzt schon einige Zeit im Haus, aber wie die des Schlagobers in des kleine Napferl hineinbringen ist mir noch immer ein Rätsel.
A Genauso wie der Chef. Ein schöner Mensch sag ich Ihnen, sehr umgänglich und berühmt ist der !!
Der steht oft in der Zeitung. Hams sicher schon gelesen: z.B. amnesty international klagt Folter an, oder Folter in Bosnien. Sie, überall wo was los is, ist der dort.
Er hat sich den Namen jetzt ändern lassen, weil er is nämlich ein gebürtiger Schotte, McFolter hat er geheissen, aber dös vertragt sich nicht mit sein sozialen Engagement. Aber man kann sich trotzdem beruhigt in seine Hände begeben.
Erblich bedingt ist er nämlich ein sparsamer Mensch. Einer seiner Wahlsprüche ist: „Spare um jeden Preis, koste es was es wolle“.
Außerdem is er ein super Stratege: Besonders in seiner Personalpolitik, da hat er auch so ein Motto: „Befördere jeden so lange, bis er wirklich unwirksam ist“. Das hat an unheimlichen Vorteil. Denn dann kann er sich endlich wirklich um alles selber kümmern.
Dieser Mensch sag ich ihnen hat nur Vorzüge und weise ist der. Ganz und gar nicht autoritär, weil er weiß, daß er sich auf seine Mitarbeiter verlassen kann und weil er ein großes Verantwortungsgefühl für die Existenz seiner Angestellten und Arbeiter hat. Er sagt nämlich dann zu seinen Leute: „Die sicherste Methode die Firma zugrunde zu richten ist, die Befehle vom Chef auszuführen, also machts was ihr wollts.“
B Da sinds ja wirklich zu beneiden um so an Chef. Komisch nur das des so a Ähnlichkeit mit unserem Konzernleiter hat, aber wahrscheinlich sind die wirklich Erfolgreichen alle gleich.
A Sie erzählen ja gar nix von Ihnen, wie ist denn ihr Chef ?
B Unser Chef? Das is so a blonder klaner, mit wenig Haar. Sonst is er eher unauffällig. Damit man ihn wenigstens riecht und hört, raucht er Zigarren und hat Eisen auf die Schuh.
Der is nur im Nebenberuf da. Dem gehören a paar große Firmen. Habens sicher gehört, JCB Baumaschinen in Amerika, und JCB Kreditkarten in Japan.
Der arbeit nur da, weils bei uns so gemütlich und familiär zugeht.
Jetzt krieg ma sogar a Kind. A Photo davon gibst schon, die Technik is schon toll. Das man so a Zwutschkerl schon im Firmen– ää im Mutterbauch photographieren kann? Des Photo schaut a bisserl so aus wie a Satelittenbild vom Wetter im Fernsehen. Na hoffentlich wirds a sonniges Gemüt. Ich schwör Ihnen, die Kleine wird vorher an Auftrag in die EDV eingebn, bevor daß sie laufen kann.
B Was machen sie dort eigentlich ?
A Wieso, was ich da mache, Sie wie meinen Sie das ?
B Na welche Funktion ?
A Na ja, a a Chef bin i und i sitz da in einem schönen großen Büro, das Telefon läutet da und hie, manchmal stecken Leute den Kopf bei der Tür herein, manche kommen sogar als ein ganzer herein und reden mit mir. Ich sag dann auch was und die gehen wieder weg, Sie, keine Ahnung warum. Und wann mir ganz fad ist, dann inspiziere ich den Betrieb.
B Was heißt das ?
A Na ich gehe durch das Haus, ich gehe spazieren, plaudere mit diesem, schwätze mit jenem, trinke einen Kaffee nach dem anderen und rauche mir eine äh… eine nach der anderen an.
Das ist zwar nicht ganz so schön wie im Park, aber dafür kriege ich sogar etwas bezahlt.
B Wieviel ?
A Sie san jo gor net neugierig, der Chef, sowas von ….. na, .
B Wie sind denn die Kollegen ?
A Haben Sie Kollegen gesagt?
Was soll ich Ihnen da sagen? Bücher könnt ich schreiben.
Sie, da haben wir einen, der hat sein eigenes Echo. Der redet und redet, kaum macht er eine Pause kommt das Echo. Manchmal widerspricht er sogar seinem eigenen Echo.
Und dem ist es wurscht von was Sie reden, zu allem hat er etwas beizutragen und nach einer halben Stunde oder zwei hat er Sie überzeugt, dass er den Kaktus, das lauwarme Wasser, das Schach u.ä.m. erfunden hat. Mir sagen zu ihm „schöner Franz“.
B Gibts auch Frauen in dieser Firma ?
A Ob wir auch Frauen haben? Sowieso und was für welchene.
z.B. ist da die „BOA ADMINISTRATOR“. Dös is a so a Ausdruck aus dem internationalen Geschäftsleben und darf man nicht mit an Ministranten verwechseln, aber wenn einen die umschlingt, läuten wirklich alle Glocken. Der ihr Wort hat nämlich Gewicht……..
B Erzählen’s mir noch was von ihnere Frauen.
A Also da hamma eine, die is unhamlich telegen. Ehrlich die tritt im Fernsehen auf. Vielleicht samma am ORF auch beteiligt. Man kann nie wissen. Bei uns is alles so geheim.
B Was macht die sonst noch alles ?
A Keine Ahnung, bei uns is alles so geheim. Also ehrlich, alles weiß ich auch nicht. Ich glaub sogar, sie ist sich hin und wieder auch nicht ganz sicher.
Marketing heißt des glaub ich. Das muß irgendwas mit verpacken, etikettieren oder so ähnlich zu tun haben. Jedenfalls klebts dauernd irgendwelche Mascherl, Pickerl und so a Zeug auf irgendwelche Karton.
Dann ist die unheimlich umsichtig und sehr gewissenhaft, daß sich die Leut alles merken. Nämlich immer wenns um was geht in einer Sitzung, steht sie auf und geht raus. Die anderen müssen es dann wiederholen, wenn sie wieder reinkommt, damit sichs auch ja alle merken.
A Übrigens unser Fernsehstar hat an Seelenverwandten in Amerika. Der ist der amerikanische Präsident. Der faxt uns a oft, daß er Pickerl auf seine Karton haben muß. Der hat übrigens a joint venture mit der Post geschlossen. Wenn der sie anruft kommt man erst um Mitternacht z’haus.
Außerdem hat der a unhamliches Gspür für die Leut, wenn ihnen fad ist. Kaum bist in einer Sitzung, oder du mußt schon z’haus gehen, schon ruft er an.
B Komisch, unserer in Amerika ist auch Präsident und telephoniert viel und lang.
A Dann hamma auch noch so a Finanzgenie. Nebenbei is der Testraucher von Philipp Morris. Der macht wirklich alles zu Geld. Auch seine Lungen.
Momentan is der in Deutschland. Sie, der war zuerst ganz begeistert, daß dort alles so wenig kost. Nachern is er aber ziemlich deschperat gwesen, daß seine Leut nur 1/7 vom Umsatz gmacht haben. Jetzt kommt er wieder nach Österreich. Da machns mehr Umsatz mitn Schilling. Wahrscheinlich wird er bald nach Italien gehen. Er liebt die großen Ziffern.
A Sagns ham sie eigentlich an Außendienst?
B Ja, ja, unseren Repräsentanten. Wir sagen zu Ihm: „Karli für Wien und Umgebung“. Wir ham wirklich in unserer Firma a ganz a konsequente Linie, richtig durchgezogen: Auf Englisch nennt man das „Korporät identiti“ und wenn man das übersetzt heißt des „körperliche Identität“. Der Karli is nämlich a so a Zniachterl wie der Chef.
Aber schnell und auf Zack is der sag ich Ihnen. Die Kunden sagen immer sie sehen eam gar net, so schnell ist der. Überhaupt wenn uns die Kapseln (halt jetza hab I mich verplappert) … die Ware ausgegangen ist.
A Wie schauts denn bei ihnen aus mit die Damen?
B Unser Chef hat a Sekretärin, die is a Multitalent. Die passt zwar nicht ganz in unsere „körperliche Identität“, weil die is ganz lang und dünn. Wenn die zu nah vor Ihnen steht, sehen sie die nicht, denn dann is im toten Winkel zwischen ihnere Augen. Die is so lang sag ich ihnen, daß die aus dem Sitzen die Eingangstür vom Büro auf- und zumachen kann. Praktisch is des, weil der Chef braucht auch nicht mehr aufstehen. Man merkt des auch schon, weil er zugenommen hat.
Die schreibt für den Chef die Angebote an unserne Kunden und is da ganz gewissenhaft. Manchmal schreibts sogar dasselbe Band nocheinmal, damit Sie in Übung bleibt.
A Was verkaufen und produzieren Sie denn?
B Des is ja ganz geheim, des derf I nicht sagen. Wir san nämlich so geheim, daß es uns gar net gibt.
Wann Kunden zu unsern Firmensitz nach Kerndorf kommen, findens uns nicht, so geheim sind wir.
Dafür ham ma zwei Portiere, der eine heißt Emmerich und hat a ganz reizende Frau, die wohnt auch bei ihm in der Portierloge in Kerndorf. Weil mir sind nämlich so sozial mit unserne Mitabeiter, daß die Portierloge a ganzes Haus ist. Wenn der ins Büro zu unseren Chef will, muß er zuerst 53 Kilometer fahren, so groß is unsere Firma. Deshalb ham ma auch die Postfachnummer 53.
Der andere Portier is nur a Konsulent. Offiziell arbeitet der für a andere Firma in Kerndorf, aber dafür sagt er immer unseren Kunden wenn die nach uns fragen, sie sollen zu unserer Konkrurrenz nach Wien gehen, damit wir nicht soviel Arbeit haben.
A Sagens machen sie auch so klane Topferl mit Sahne, Kohle, Öl und Gas drinnen ?
B Wieso wissen sie des ?
A Na Ich denk mas halt nur. Wenn ma nämlich beide in so geheime Firmen arbeiten, könnts ja leicht sein, daß ma Kollegen san.
B Sehns daraus kann ma nur lernen: „Grüss immer ordentlich und steh grod, denn du kannst ja nie wissen, obst nicht den Chef vor Dir hast“.
EIN JAHR SPÄTER WURDE WIEDER EIN SKETCH VERLANGT. ICH GAB DIESEM DEN TITEL „UNSER CHEF … IST ER NICHT EIN SCHÖNER MENSCH ?“ EIN VOLLER ERFOLG UND ZUGABEN WURDEN HEFTIGST AKKLAMIERT.
MEIN CHEF MEINTE ANSCHLIESSEND MIT LEICHT SÜSS-SAURER MIENE:
“ GELL HERR SCHALLAU, NÄCHSTES JAHR LASSEN WIR WIEDER KÜNSTLER AUFTRETEN, GELL ?“ .
shit
Recht einsilbig dein Vokabular junger Mann. Kann auf diese Art von Kommentaren liebend gerne verzichten. Konstruktiv ja, aber so, nicht einmal ignorieren. Dies fürs nächste Mal.